Ist die blühende Kulturlandschaft Havelobst bald Geschichte

Stellen Sie sich vor: Sehnsüchtig haben Sie nach einem langen Winter auf den Frühlingsbeginn gewartet. Es ist die Zeit des Baumblütenfestes und beste Gelegenheit mit dem Fahrrad den Panoramaweg entlang zu fahren. Sie freuen sich auf die Blütenpracht an den Bäumen und den herrlichen Duft der Blüten. Aber nur noch knorrige und vertrocknete Bäume stehen am Wegrand. Die einst zu dieser Jahreszeit blühende Havelregion mit ihrem Obstanbau ist Geschichte, Das wenige Regenwasser und der märkische Sand sind keine guten Voraussetzungen für den Obstanbau.

Das für die Bewässerung der Plantagen einst errichtete Glindower Brauchwasserwerk gibt es nicht mehr. Findet das Baumblütenfest dann nur noch in der Kernstadt selbst statt, denn eine Brache im Umland unserer Stadt hat wohl wenig touristische Anziehungskraft. Verdient dann unsere Blütentherme noch ihren Namen oder erinnert dieser dann nur an längst vergangene Zeiten? Schon seit Jahren ist es "Fünf vor zwölf" für das Obstanbaugebiet auf der Glindower Platte. Mit einer vom Land geförderten Studie ging das Glindower Brauchwasserwerk 2011 wiederholt auf den Prüfstand und in der Finanzausschusssitzung im August 2012 wurde Bilanz gezogen. Eines steht seither fest. Es gibt keine Alternative zum Brauchwasserwerk und Brunnen kommen zur Bewässerung der Plantagen nicht in Frage. Das Landesumweltamt gestattet keine Brunnenbohrungen im Einzugsgebiet des Trinkwasserwerkes Plessower See. Mit dem jetzt vorgelegtem Jahresabschluss 2012 muss das Werk erneut mit 113000€ bezuschusst werden. Allerdings sind darin auch die Kosten für das Konzept der Brauchwasserversorgung aus 2011 enthalten. Real würde der Verlust in 2012 bei 58000€ liegen und damit sogar gegenüber 2011 um 27000€ geringer ausfallen. Der Obst-- und Gartenbauverein, die Obstbauern wollen endlich Klarheit darüber, wie es mit dem Brauchwasserwerk weitergeht. Die gegenwärtig unsichere Situation hält die Obstbauern von weiteren Investitionen ab. Die Situation, dass der Vertrag mit dem WAZV zur Bewirtschaftung des Werkes am 31.12.2013 ausläuft, macht es nicht einfacher. Um die Kräfte und Bemühungen um den Erhalt des Brauchwasserwerkes zu bündeln hat der Glindower Gewerbeverein einen Arbeitskreis Brauchwasser ins Leben gerufen. Auf der ersten Sitzung der Gruppe Anfang Oktober waren der neben dem Vorstand des Gewerbevereines Glindow e.V., der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereines Walter Kassin, der Glindower Ortsvorsteher Sigmar Wilhelm, von Pro Werder Thomas Tschiskale und als ein Vertreter der Obstbauern Heiko Wels zugegen. Für die Obstbauern ist das Brauchwasserwerk existentiell wichtig. Klar auch, dass der Wasserverbrauch gerecht und korrekt abgerechnet werden muss. Entscheidende Voraussetzung dafür ist die Installation von Wasseruhren. Aber auch dies bedeutet für die Obstbauern wieder eine Investition. Am Ende des Treffens ein einigte man sich darauf, in einem Schreiben an den Bürgermeister Werner Große um ein gemeinsames Gespräch zur Thematik zu bitten. Vor wenigen Tage kam nun die Anwort aus der Stadtverwaltung. Leider lehnt man das Gespräch mit dem Arbeitskreis ab und verweist auf die kommende Stadtverordnetenversammlung am 12.12.2013. Dort soll über die Zukunft das Brauchwasserwerkes entschieden werden.
Fred Witschel